Interview

„Uns bringt nichts auseinander!“

Drei Nationalspieler erklären, was wir wirklich von der DFB-Elf bei der WM 2026 erwarten dürfen.

Stefan Müller26. November 202514 Min.
„Uns bringt nichts auseinander!“

**Jonathan Tah, Nick Woltemade und Pascal Groß im Interview

„Uns bringt nichts auseinander!“**

Sie waren die Gesichter der Euphorie bei der Heim-EM – eine Mischung aus Mut, Frische und einer fast vergessenen Leichtigkeit. Die deutsche Nationalmannschaft war plötzlich wieder ein emotionales Projekt. Einige Monate später ist die Stimmung nüchterner. Ergebnisse schwanken, Erwartungen steigen, der Ton wird härter. Viele fragen sich: War die EM 2024 ein einmaliger Moment oder der Beginn eines echten Wandels?

KickKultur hat mit **Jonathan Tah**, **Nick Woltemade** und **Pascal Groß** gesprochen – drei Spielern, die sinnbildlich für die neue deutsche Generation stehen. Das Ergebnis: ein ehrliches, kritisches, aber überraschend optimistisches Gespräch.

I. EM-Euphorie? „War echt – aber nicht genug.“

Jonathan Tah nimmt kein Blatt vor den Mund.

> **Tah:** „Die EM hat uns getragen, aber sie hat uns auch gezeigt, wie viel wir noch lernen müssen. Euphorie gewinnt keine Turniere.“

Er spricht von „emotionalem Sauerstoff“ – etwas, das man nutzen muss, das aber genauso schnell wieder entweicht, wenn man sich darauf verlässt.

> **Tah:** „Wir waren ein Team, keine Einzelspieler. Aber das reicht noch nicht, wenn du gegen Spanien oder Brasilien spielst.“

Die Euphorie der Fans hat die Mannschaft gepusht – aber sie hat auch verdeckt, wo Schwächen liegen.

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II. Nick Woltemade: Der Neuling, der nicht eingestellt werden will

Woltemade war eines der Überraschungsgesichter der EM. Seine taktische Intelligenz, seine Ruhe und seine Bewegungen zwischen den Linien fielen sofort auf.

> **Woltemade:** „In der Nationalmannschaft kommst du nie wirklich an. Du musst dich jeden Tag neu beweisen.“

Der 22-Jährige wirkt reflektiert, nicht nervös, sondern bewusst wach. Er spricht davon, wie brutal schnell sich die Wahrnehmung ändern kann.

> **Woltemade:** „Durch Social Media wirst du vom Hoffnungsträger zum Fragezeichen in fünf Minuten.“

Was ihn beeindruckt hat: die Atmosphäre im Team.

> **Woltemade:** „Da ist kein Neid. Das ist keine Floskel. Jeder gönnt jedem.“

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III. Pascal Groß – das stille Gehirn des Mittelfelds

Groß ist der Architekt der neuen DFB-Elf. Lange unterschätzt, heute unverzichtbar.

> **Groß:** „Wir haben endlich ein Mittelfeld, das nicht gleichförmig ist. Unterschiedliche Spielertypen, die sich ergänzen.“

Er beschreibt, wie modern der Fußball geworden ist:

> **Groß:** „Es geht nicht nur um Mentalität. Es geht um Timing, Räume, Entscheidungen unter Stress.“

Seine Rolle ist klar: Struktur geben, Ruhe vermitteln, Tempo bestimmen.

> **Groß:** „Wir werden besser. Nicht schnell, aber verlässlich.“

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IV. Warum die Mannschaft heute anders ist

Alle drei betonen den gleichen Punkt: Der Konkurrenzkampf ist hart, aber gesund.

> **Tah:** „Wir haben Tage im Training, da fliegen die Fetzen. Aber nach der Einheit sitzt jeder zusammen. Das gab es nicht immer.“

Es gibt heute:

- weniger Lagerbildung,

- mehr Transparenz,

- klare Rollen,

- echte Kommunikation.

Die Mannschaft hat eine Achse – und die Achse hat Charakter.

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V. WM 2026: Der neue Anspruch

Die Ziele sind klar – aber nicht überheblich.

### **Groß:**

> „Wir wollen nicht einfach dabei sein. Wir wollen ein Team sein, das im Turnier wächst.“

### **Woltemade:**

> „Wir müssen in schlechten Phasen ruhig bleiben. Das ist seit 2018 unser größtes Problem.“

### **Tah:**

> „Wir haben die Qualität fürs Halbfinale. Aber wir müssen dafür leiden.“

Es ist keine Kampfansage. Es ist ein realistischer Anspruch.

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VI. Die neue deutsche Identität

Deutschland war lange geprägt von Tugenden, die heute allein nicht mehr reichen:

- Kampf

- Ordnung

- Einsatz

- Disziplin

Groß ordnet das ein:

> **Groß:** „Das gehört dazu. Aber moderner Fußball braucht Kreativität und Flexibilität.“

Tah ergänzt:

> **Tah:** „Wir müssen mutiger sein als früher. Das ist der Schlüssel.“

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VII. Hinter den Kulissen: Warum der Staff einen Unterschied macht

Die drei Spieler sprechen über Details, die viele Fans nie sehen.

> **Woltemade:** „Da geht es um Winkel, Positionen, Schritte. Das ist ein Studium.“

Groß lobt das Trainerteam:

> **Groß:** „Wir werden gefordert, aber nicht überladen.“

Die DFB-Elf wirkt heute weniger wie ein zusammengewürfelter Haufen – und mehr wie ein Projekt.

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VIII. Schluss: „Uns bringt nichts auseinander!“

Am Ende sagen die drei Spieler etwas, das hängen bleibt.

### **Tah:**

> „Wir werden kritisiert werden. Aber uns bringt nichts auseinander.“

### **Woltemade:**

> „Wir haben einen Kern, der hält.“

### **Groß:**

> „Bei der WM werden wir ein Team sein, das niemand gerne spielt.“

Es ist kein Spruch für eine Marketingkampagne.

Es ist der vielleicht wichtigste Satz dieser neuen Nationalmannschaft.

**Ein Satz, der Mut macht.**

S

Stefan Müller

Redakteur bei KickKultur