In einer kleinen Stadt im badischen Offenburg lebt ein Mann, dessen Lebensweg so unkonventionell ist wie die Fußballkultur selbst. Serkan Nezirov, ein Mann mit bosnischen Wurzeln, hat nicht nur das Spiel auf den Platz gebracht, sondern auch in die Herzen der Menschen, die ihn umgeben. Er ist nicht nur Trainer, sondern auch Mentor, Freund und ein Botschafter der Hoffnung für viele junge Spieler, die in einer von Herausforderungen geprägten Welt leben. Sein Werdegang ist ein Spiegelbild der kulturellen Diversität und der leidenschaftlichen Hingabe, die den Fußball zu einem der bedeutendsten sozialen Phänomene unserer Zeit machen.
Ein Leben zwischen den Kulturen
Serkan Nezirov wurde in der bosnischen Stadt Zenica geboren, bevor er als Kind mit seiner Familie nach Deutschland kam. Der Umzug war nicht nur ein geographischer Wechsel, sondern auch ein Schritt in eine neue Lebensrealität. In Deutschland angekommen, fand Serkan Trost und Gemeinschaft im Fußball. Auf dem Bolzplatz hinter der Schule gab es keinen Platz für Vorurteile, hier zählten nur die Fähigkeiten und der Wille, zu gewinnen. Für Serkan war Fußball nicht nur ein Spiel; es war eine Möglichkeit, sich zu integrieren und Freundschaften zu schließen. Der Ball wurde zum Sprachrohr seiner Emotionen und zum Symbol seiner Identität.
In der vierten Klasse spielte er bereits in einer Jugendmannschaft und zeigte schnell, dass er ein außergewöhnliches Talent besaß. Doch der Weg war nicht immer einfach. Die Herausforderungen, die mit seiner kulturellen Herkunft einhergingen, machten es ihm nicht leicht, den Platz zu finden, den er suchte. Oft war er mit dem Kampf zwischen den Erwartungen seiner Familie und seinen eigenen Träumen konfrontiert. Doch der Fußball bot ihm den Raum, in dem er beide Welten miteinander verbinden konnte. Auf dem Platz war er Serkan, der Spieler – und nicht Serkan, der Migrant.
Die Rolle als Trainer und Mentor
Nach einer aktiven Karriere, die ihn durch verschiedene Ligen und Vereine führte, entschied sich Serkan, in die Fußstapfen seiner Trainer zu treten. Mit der Gründung seiner eigenen Fußballschule in Offenburg wollte er nicht nur seine Erfahrungen weitergeben, sondern auch einen Raum schaffen, in dem junge Talente gefördert werden können, unabhängig von ihrer Herkunft. Seine Philosophie ist klar: Fußball ist mehr als nur ein Spiel; es ist eine Lebensschule.
In seinen Trainingseinheiten konzentriert sich Serkan nicht nur auf technische Fähigkeiten und taktisches Verständnis, sondern auch auf Werte wie Teamgeist, Respekt und Disziplin. „Ich möchte den Kindern zeigen, dass sie alles erreichen können, was sie sich vornehmen“, sagt er mit einem breiten Lächeln. „Der Fußball lehrt uns, dass wir fallen und wieder aufstehen müssen. Das ist das Leben.“ Bei jedem Training ist es ihm ein Anliegen, die individuelle Note eines jeden Spielers zu fördern und sie in ihrer Persönlichkeit zu stärken.
Serkan hat es sich zur Mission gemacht, gerade denjenigen zu helfen, die oft im Schatten stehen: den Migrantenkindern, den sozial Benachteiligten. „Ich möchte, dass sie sehen, dass es auch für sie einen Platz in der Gesellschaft gibt“, erklärt er. „Der Fußball kann ein Vehikel sein, um Brücken zu bauen und Vorurteile abzubauen.“
Ein Symbol des Wandels
Serkan Nezirov ist mehr als ein Trainer; er ist ein Symbol des Wandels in einer Zeit, in der die Gesellschaft oft gespalten ist. In seinen Trainingsgruppen sind Kinder unterschiedlichster Herkunft versammelt. Vom lokalen deutschen Jungen bis hin zum geflüchteten Mädchen – alle finden in Serkans Schule einen Ort der Akzeptanz und des Verständnisses. Er hat es geschafft, eine kleine, bunte Welt zu schaffen, in der der Fußball als verbindendes Element fungiert.
Bei jedem Spiel, das seine Schützlinge bestreiten, wird die Leidenschaft für das Spiel und die Verbundenheit zur Gemeinschaft sichtbar. Es sind die kleinen Augenblicke des Erfolgs, die Serkan immer wieder motivieren. Wenn ein Spieler sein erstes Tor schießt oder ein Mädchen, das anfangs schüchtern war, selbstbewusst den Ball annehmen kann, leuchten seine Augen. „Das sind die Momente, für die ich lebe“, sagt er. „Wenn ich sehe, wie sie über sich hinauswachsen, weiß ich, dass ich meine Mission erfüllt habe.“
Fußball als kulturelles Erbe
Die kulturelle Dimension des Fußballs ist für Serkan von zentraler Bedeutung. Er sieht den Sport als ein Erbe, das es zu bewahren gilt. „Fußball ist eine universelle Sprache“, betont er. „Egal, woher man kommt, der Ball bringt uns zusammen.“ Mit dieser Überzeugung arbeitet er auch an der Integration von Traditionen aus verschiedenen Kulturen. In seinen Trainingseinheiten fließen Elemente aus bosnischen, deutschen und anderen Kulturen zusammen. Das stärkt nicht nur den Teamgeist, sondern vermittelt auch Respekt für unterschiedliche Lebensweisen.
Wenn Serkan von den Geschichten seiner Spieler erzählt, wird klar, dass jeder von ihnen seine eigene Reise hat. „Wir sind alle Teil eines großen Ganzen“, sagt er. „Die Vielfalt macht den Fußball erst richtig lebendig.“ Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Vielfalt nicht nur zu feiern, sondern sie auch aktiv in die Gemeinschaft zu tragen. So organisiert er regelmäßige interkulturelle Turniere, bei denen Teams aus verschiedenen Herkunftsländern gegeneinander antreten und gemeinsam feiern.
Fazit/Ausblick
Serkan Nezirov ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Fußball Menschen zusammenbringen kann, die scheinbar nichts gemeinsam haben. Durch seinen unermüdlichen Einsatz als Trainer und Mentor prägt er nicht nur die Fußballkultur in Offenburg, sondern auch die Herzen der Menschen rund um ihn. Sein Weg ist ein Beweis dafür, dass der Fußball mehr ist als nur ein Sport – er ist ein Lehrer, ein Freund und ein Hoffnungsträger.
In einer Welt, die oft von Spaltung geprägt ist, bleibt Serkan ein Hoffnungsschimmer. Ein Mann, der mit seinem Herzen und seiner Leidenschaft für den Fußball die kulturelle Vielfalt feiert und Brücken zwischen Menschen baut. Sein Engagement ist ein eindringlicher Aufruf, die menschliche Seite des Fußballs zu erkennen und zu schätzen – denn letztlich sind es die Geschichten, die wir auf und neben dem Platz erzählen, die uns zu dem machen, was wir sind.