Fünf Monate Wagner in Augsburg – Wie ein Projekt zerbrach
Warum der FC Augsburg unter Sandro Wagner vom Aufbruch plötzlich in den Absturz rutschte – eine Analyse ohne Ausreden.

Ein Projekt, das viel versprochen hat – und wenig hielt
Der FC Augsburg wollte im Sommer den nächsten Schritt gehen. Mehr Mut, mehr Spielkultur, weniger graue Maus. Sandro Wagner sollte der Architekt dieser neuen Phase sein. Fünf Monate später blieb von der Euphorie nur Ernüchterung: Die Mannschaft wirkte fehleranfällig, instabil und mental fragil wie seit Jahren nicht.
### Ein Muster der verpassten Chancen
Wagners Statements nach Niederlagen ähnelten sich auffallend: Enttäuschung, eigentlich gut gearbeitet, den Gegner genau analysiert. Doch auf dem Platz zerbröselten viele dieser Pläne innerhalb weniger Minuten.
Besonders bitter: **Nach Rückständen holte der FCA keinen einzigen Punkt** – wettbewerbsübergreifend.
Von der Aufbruchsstimmung zur Schießbude
Die Stelle hätte ein Neuanfang sein sollen. Doch Augsburg rutschte schneller in die Defensive, als es der neue Trainer korrigieren konnte.
Fans machten ihrem Frust Luft:
**"Von der grauen Maus zur Schießbude der Liga."**
Diese Schlagworte trafen den Kern.
27 Gegentore nach zwölf Spieltagen – Vereinsnegativrekord.
Der Punkteschnitt? Der schwächste aller FCA-Bundesligatrainer.
Warum Wagners Idee nicht funktionierte
Wagner wollte mehr Ballbesitz, mehr Aktivität, mehr offensive Lösungen. Die Realität war eine Mischung aus zu riskanten Abläufen, individuellen Fehlern und einem Kader, der sich sichtlich schwer tat, seine Idee umzusetzen.
Beispiele dafür gab es genug:
- Gegen Mainz zerfiel die Mannschaft trotz klarer Vorbereitung auf deren Umschaltspiel.
- Gegen Leipzig reichten wenige Minuten, um komplett auseinanderzufallen.
- Auf St. Pauli, in Heidenheim oder gegen Hoffenheim wiederholte sich das Muster: ein Rückschlag – und der FCA implodierte.
Eine aktive Idee braucht Selbstvertrauen. Augsburg entwickelte aber immer mehr das Gegenteil: Unsicherheit.
Ein Trainer ohne Rückhalt – ein Team ohne Sicherheit
Während Wagner öffentlich betonte, wie unwichtig seine Person sei, wuchsen die Zweifel intern und extern.
CEO Ströll sprach zwar Treue aus, aber der Glaube schwand.
In der Mannschaft wirkten viele Auftritte zunehmend lustlos, fehleranfällig und emotional leer.
Es war sichtbar:
**Spielidee und Spielermaterial passten nicht zusammen.**
Ein Ende, das sich abzeichnete
Wagner feierte im Sommer noch einen soliden Saisonstart – Pokalerfolg in Halle, Sieg in Freiburg. Danach riss der Faden völlig.
Im Klub blieb die Hoffnung, dass es bald klickt. Doch irgendwann waren die Durchhalteparolen nur noch das: Parolen.
Bei der entscheidenden Sitzung wirkte Wagner selbst nicht mehr überzeugt, dass die Trendwende kommen würde.
Ströll offenbar auch nicht mehr.
Und jetzt?
Für Sandro Wagner wird diese Episode kein Karrierebruch sein.
Dafür kennt er Rückschläge zu gut.
Der FCA hingegen steht vor einer Frage, die schwerer wiegt als ein Trainerwechsel:
**Was will dieser Verein eigentlich sein – mutig oder sicher, aktiv oder pragmatisch, Entwicklungsprojekt oder Ergebnismaschine?**
Die Antwort darauf wird entscheiden, ob die nächsten fünf Monate ruhiger verlaufen als die letzten.
Julia Wagner
Redakteur bei KickKultur