FC St. Pauli in der Krise
Scheiße an den Hacken
Nach einem Rekordstart rutscht St. Pauli nun in den vereinsinternen Negativrekord: Trotz acht Niederlagen am Stück, einer Mannschaft ohne Selbstvertrauen und der tiefsten Krise der Saison hält der Klub weiter an Alexander Blessin fest. Die Frage liegt in der Luft: Zurecht?
I. Vom Höhenflug in den freien Fall
Es gab Momente, in denen der FC St. Pauli aussah wie eine Mannschaft, die niemand stoppen konnte. Ballbesitz, Dynamik, Tempo, Mut. Die Fans begannen zu träumen – vom Aufstieg, vom großen Schritt, den dieser Klub seit Jahren jagt.
Heute stehen acht Niederlagen in Folge.
Eine Mannschaft, die wirkt, als hätte jemand den Stecker gezogen.
Ein Stadion, das nur noch auf Erleichterung wartet.
Die Spiele ähneln sich:
- viel Ballbesitz, wenig Gefahr
- viel Aufwand, wenig Durchschlagskraft
- viele Halbchancen, kaum klare Momente
St. Pauli wirkt blockiert.
Und Blockaden lösen Systeme auf.
II. Blessin bleibt – aber warum?
St. Pauli könnte Blessin entlassen.
Andere Vereine hätten es längst getan.
Doch der Klub glaubt an seinen Trainer – und das hat Gründe:
Die Spielidee ist intakt.
Das System ist klar, die Abläufe sind da – nur mental nicht abrufbar.Der Kader wurde auf Blessin zugeschnitten.
Ein Trainerwechsel würde ein sportliches Chaos verursachen.Die Niederlagen sind eng.
Erwartungswerte und Daten zeigen ein anderes Bild als der Tabellenstand.
Blessin scheitert nicht an der Strategie.
Er scheitert an einem Momentum, das sich gegen ihn gewendet hat.
III. Die Mannschaft – zwischen Selbstzweifel und Stillstand
Fehlerkultur ist ein sensibles Thema.
St. Pauli wirkt wie ein Team, das Angst vor Fehlern hat – und dadurch mehr Fehler macht.
- Schüsse wirken zögerlich
- Dribblings unsicher
- Balance fehlt
- Pressing kommt zu spät
Nichts wirkt mutig.
Alles wirkt vorsichtig.
Und Vorsicht ist Gift für Blessins System.
IV. Blessins größtes Problem: Timing
Es ist nicht die Kondition.
Nicht das Können.
Es sind die Millisekunden.
Blessins Fußball braucht Präzision.
Doch aktuell wackelt jede Mechanik:
- Pressing zu spät
- Umschalten zu langsam
- letzter Pass zu hektisch
Wenn ein System auf Timing basiert, reicht ein Funke Unsicherheit – und alles bricht.
V. Warum St. Pauli trotzdem richtig handelt
Blessin raus?
Das wäre Fußballlogik.
Aber nicht St. Pauli-Logik.
Der Verein hat sich für Haltung entschieden:
- Kontinuität statt Chaos
- Vertrauen statt Aktionismus
- Arbeit statt Schnellschuss
Und das ist im modernen Fußball selten.
VI. Was jetzt passieren muss
Ein dreckiger Sieg.
Kein schöner. Ein erkämpfter.Zentrum stabilisieren.
Dort entstehen die meisten Brüche.Mut zurückgewinnen.
Risiko statt Sicherheit.Blessin muss an Stellschrauben drehen.
Kein Dogma, sondern Anpassung.
VII. Schluss:
Haltung statt Panik
Krisen zeigen, wer ein Verein wirklich ist.
St. Pauli entscheidet sich für Loyalität, für einen Trainer mit Plan, für einen Weg, der gerade schwer geworden ist – aber nicht falsch.
„Scheiße an den Hacken“ – das beschreibt die Lage.
Aber genau jetzt zeigt sich, ob man den Mut hat, weiterzugehen.
